12. Februar 2024
Digitalisierung als treibende Kraft im Hintergrund
Benefits für betriebsinterne Prozesse
Ob Apps zum Buchen von Fahrkarten oder Software für die Steuerung von Fahrgastinformationsdiensten: Im Hinblick auf den Kunden haben digitale Lösungen von Verkehrsunternehmen schon viel zu bieten. Doch Digitalisierung kann mehr. Mit smarten Lösungen lassen sich auch betriebsinterne Prozesse erleichtern. Schöne Beispiele dafür gibt es inzwischen einige.
An Platz im ICE-Instandhaltungswerk von DB Fernverkehr in Köln mangelt es nicht. Rund 500 Meter lang ist die Halle im Stadtbezirk Nippes. Da kann schon mal ein längerer Fußweg für Monteure anfallen, wenn sie ein spezielles Bauteil aus der Warenwirtschaft holen müssen, um einen Schaden zu beheben. Entsprechend in die Länge ziehen sich in solchen Fällen die Instandhaltungsarbeiten.
Um das Problem zu lösen, hat die Deutsche Bahn (DB) eine App entwickelt: Die Monteure fotografieren das zu ersetzende Bauteil per Tablet ab, eine KI liest die Aufnahme aus. Anschließend meldet das System an die Warenwirtschaft, welches Bauteil am Arbeitsplatz des Monteurs gebraucht wird – und es wird ihm gebracht. Im Einsatz ist diese Lösung auch im S-Bahn-Werk Frankfurt.
Mit Hilfe der App seinen Wegezeiten teilweise um drei Viertel verkürzt worden, sagt Daniela Gerd tom Markotten, im DB-Vorstand für das Ressort Digitalisierung und Technik zuständig. Die Lösung sei in den DB-Werken regelrecht „von unten viral gegangen“.
Gute Ideen, um betriebsinterne Prozesse zu optimieren: Die Bilderkennungs-App der DB ist ein Beispiel dafür. Erheblicher Beliebtheit erfreuen sich in der Verkehrsbranche sind inzwischen aber auch Plattformen, die die Disposition erleichtern, etwa von Fahrzeugen. Solche und andere Lösungen bietet beispielsweise das Karlsruher Unternehmen Init Innovation in Traffic Systems, Aussteller auf der IT-TRANS 2024.
Ob bei der Ingolstädter Verkehrsgesellschaft oder bei den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein GmbH: INIT-Software ist inzwischen deutschlandweit im Einsatz – zudem auch sehr häufig im Ausland. Mit den Lösungen aus Karlsruhe erstellen die Unternehmen digital Fahrpläne und Tarifsysteme, sie planen Fahrzeug-Umläufe oder erfassen Fahrgast-Ströme.
Ein ganz neues Spielfeld für Digitallösungen ist durch die zunehmende Umstellung vor allem des Busbetriebs auf Elektroantrieb entstanden: Mit entsprechender Software haben Disponenten den Ladestatus und die aktuelle Reichweite jedes Fahrzeugs im Blick. Zu den Anbietern solcher Lösungen zählt auch die Trapeze Group. Mit ihrem System LIO-Volta lässt sich nicht nur der Ladestatus jedes Fahrzeugs in Echtzeit überwachen, auch der Beleg von Ladestationen kann gemanagt werden.
Ganz auf die Disposition von Personal konzentriert sich das Berliner Startup Menlo79 mit seiner Lösung Wilson, die speziell für den Eisenbahnsektor entwickelt wurde. Mit der Plattform lässt sich unter anderem die Produktivität von Triebfahrzeugführern, Rangierern oder Wagenmeistern optimieren. Eine Besonderheit dabei: Die Kommunikation erfolgt nicht nur in eine Richtung – also von der Disposition in Richtung Mitarbeiter. Stattdessen können Triebfahrzeugführer & Co. die Software auch selbst per App auf das Handy installieren und so Präferenzen bei Arbeitszeiten und Einsatzgebieten angeben. Mittels einer Share-Funktion kann über mehrere Unternehmen hinweg kommuniziert werden, so dass auch Personaldienstleister an die Plattform angeschlossen werden können. „Ziel ist, eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten herzustellen. So steigert unsere Lösung nicht nur die Produktivität, sondern auch die Zufriedenheit im Unternehmen“, wirbt Fabian Stöffler, CEO und Gründer von Menlo79.
Ein erkennbarer Mehrwert ist die beste Voraussetzung für den Erfolg einer Digitallösung innerhalb von Unternehmen. Das sagt auch DB-Vorständin Daniela Gerd tom Markotten: Ihr Unternehmen setze bei der Entwicklung digitaler Lösungen auf eine Mischung aus Top-Down und Bottom-up-Konzepten. Dazu rufe man regelmäßig die Belegschaft dazu auf, konkrete Vorschläge für hilfreiche Digitallösungen zu machen. Anschließend würden die Ideen in sogenannten Pitches bewertet. So sei auch die Bilderkennungs-App für die DB-Werke entstanden. Die Mischung aus Top-Down- und Bottom-up-Methoden begünstige zudem die Entstehung einer Unternehmenskultur, die für neue digitale Lösungen offen sei und wo solche Lösungen mit Neugier begrüßt würden, so die DB-Vorständin.
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