„Eine große Herausforderung, aber auch eine große Chance“
Elektrifizierung von ÖPV-Busflotten
45 Prozent aller neu angeschafften Busse im öffentlichen Nahverkehr müssen emissionsfrei fahren - ab 2025 sogar mehr als zwei Drittel. Das gibt die Clean Vehicles Directive der EU-Kommission vor. Das käme nicht nur dem Klimaschutz, sondern gerade in urbanen Zentren auch der Lebensqualität zugute – Lärm und Feinstaubbelastung werden reduziert.
Doch eine ÖPNV-Flotte beispielsweise auf E-Busse umzustellen, bringt immense Zusatzkosten mit sich – noch sind diese Busse teurer in der Anschaffung. Hinzu kommen massive Auswirkungen auf den Betriebsablauf, beispielsweise durch lange Ladezeiten und geringere Reichweite.
Über diese und andere Herausforderungen haben wir mit drei unserer IT-TRANS-Ausstellenden gesprochen: den Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK) sowie mit den Unternehmen Optibus und CarMedialab, die die Elektrifizierung einer Flotte ebenso wie das spätere Flottenmanagement mit entsprechender Software unterstützen.
„Die Umstellung auf emissionsfreie Busse innerhalb weniger Jahre ist für unser Nahverkehrsunternehmen eine große Herausforderung, aber auch eine große Chance“, sagt Christian Höglmeier, technischer Geschäftsführer der VBK. Innerhalb des Karlsruher Verkehrsverbunds ist der VBK bereits flott unterwegs in Sachen emissionsfreier Betrieb. Ein Großteil der VBK-Busse soll bis Ende 2025 auf Batteriebetrieb umgestellt werden.
Die Investitionen dafür sind beträchtlich und für kommunale Unternehmen nicht ohne Unterstützung durch Bund und Land stemmbar. Das gelte aber nicht nur für die Anschaffung, denn Flächen und Infrastruktur seien limitierend: Laut VBK sei eine Umsetzung ohne einsatznahe, mit ausreichend Leistung von den Energieversorgern ausgestattete Flächen für Betriebshöfe oftmals nicht möglich. Und da die batteriebetriebenen Busse heute noch über eine geringere Laufleistung im Vergleich zu den Dieselbussen verfügen, muss der Fokus stärker auf das Energiemanagement gelegt werden.
Das bestätigt auch Maurice Hausner, Sales Manager Public Transport bei CarMedialab: „Kraftstoffbetriebene Fahrzeuge tanken schnell an herkömmlichen Tankstellen, während Elektrofahrzeuge längere Ladezeiten an den Ladestationen benötigen. Das Batteriemanagement ist komplex und erfordert spezifische Kenntnisse. Die Reichweite von Elektrofahrzeugen ist oft begrenzter, was eine detaillierte Routen- und Einsatzplanung notwendig macht. CarMedialab bietet hierfür intelligente Lösungen, die das Lade- und Flottenmanagement vereinfachen und optimieren.“
Software – von Lademanagement bis zu Disposition
CarMedialab, eine Tochtergesellschaft der INIT mit Hauptstandort im süddeutschen Bruchsal, hat sich auf Lademanagementsoftware für E-Busse spezialisiert, die international im Einsatz ist. Solche intelligenten Systeme können die neuen Anforderungen an Verkehrsbetriebe, die durch batteriebetrieben Fahrzeuge entstehen, auffangen: Sie optimieren Ladeplanung und-steuerung, liefern Daten für Kontrolle und vorausschauende Wartung, überwachen in Echtzeit und unterstützen bei der Routenplanung.
Eine strategische Platzierung von Ladegeräten, regulatorische Anforderungen und Finanzierung sind auch in den Augen von Benedikt Lahme, Regional Director DACH, bei Optibus, zentrale Herausforderungen für Verkehrsbetriebe. Hinzu käme das Mischflotten-Management: „Die gleichzeitige Verwaltung von Diesel- und Elektrofahrzeugen erfordert eine ausgeklügelte Planung, um die unterschiedlichen Betriebsanforderungen zu erfüllen.“ Optibus, ein international tätiges Unternehmen mit 400 Mitarbeitenden, bietet Betrieben eine cloudbasierte Softwareplattform unter anderem für die Dienst- und Turnusplanung sowie Disposition. Durch optimierte Fahrpläne für emissionsfreie oder gemischte Flotten, soll die volle Reichweite der Busse genutzt und der Gesamtbedarf an Fahrzeugen (PVR) reduziert werden. Die Software ermöglicht es Verkehrsunternehmen auch bei der Planung Präferenzen und Regeln festlegen und so die Besonderheiten von Batterien, Ladegeräten und Fahrzeugtypen berücksichtigen.
E-Mobilität nur ein Baustein einer umfassenden Verkehrswende
Trotz aller Herausforderungen: Mit der Erfüllung der Clean Vehicles Directive wird ein Großteil eines ohnehin schon nachhaltigeren Verkehrsmittels, dem ÖPNV-Bus, emissionsfrei. Damit leistet der öffentliche Nahverkehr einen weiteren Baustein zu Umwelt- und Klimaschutz. Aber – so merkt der Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) an – „eine Antriebswende ersetzt nicht eine Mobilitätswende: Auf der Agenda müssen deshalb auch verkehrssparsame Siedlungsstrukturen stehen, damit Wege erst gar nicht notwendig werden.“
Ob Case Studies, IT-Systeme oder Ladeinfrastruktur: E-Mobilität und die Dekarbonisierung von Flotten werden auch bei der kommenden IT-TRANS vom 3. bis zum 5. März 2026 ein zentrales Thema sein.
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