Autos durch gemeinsames Fahren effizienter nutzen

Serie “Start-ups im Fokus”: Mehr Mobilität in ländlichen Gebieten durch Ridesharing, Ridepooling und Bürgerbusse

Vor allem im ländlichen Raum sind viele Menschen aufgrund eines lückenhaften öffentlichen Nahverkehrs noch immer auf das eigene Auto angewiesen. Damit weniger Autos auf den Straßen verkehren und diese zur gleichen Zeit effizienter genutzt werden, können Fahrten geteilt oder zusammengelegt werden – Stichwort Mitfahrgelegenheiten.

Vor allem im ländlichen Raum sind viele Menschen aufgrund eines lückenhaften öffentlichen Nahverkehrs noch immer auf das eigene Auto angewiesen. Damit weniger Autos auf den Straßen verkehren und diese zur gleichen Zeit effizienter genutzt werden, können Fahrten geteilt oder zusammengelegt werden – Stichwort Mitfahrgelegenheiten.

Dieses Ziel verfolgt auch das aus Heidelberg stammende Unternehmen Match Rider, das wir Ihnen im Zuge unserer Serie „Start-ups im Fokus“ näher vorstellen möchten. Unter dem Begriff „Community-based Mobility“ verbindet Match Rider verschiedene Verkehrsmittel und ergänzt bzw. integriert diese in den ÖPNV. Neben Ridesharing, bei dem Autofahrer freie Plätze in ihrem privaten PKW zugänglich machen, und Ridepooling, bei dem Fahrten mit ähnlichen Routen gebündelt werden, berücksichtigt Match Rider auch Gemeinschaftsverkehre wie beispielsweise Bürgerbusse. Die App DIY Ridesharing bietet Fahrgemeinschaften mit flexiblen Abfahrtszeiten, festgelegten Routen mit fixen Haltepunkten und ausgesuchten Fahrerenden an. Mithilfe der Plattform mobilityDIY können auch eigene Routen erstellt werden. Sie dient auch als Ausgangspunkt für das Angebot und verwaltet das Routennetzwerk. Aktuell ist Match Rider in den Regionen Stuttgart und Rhein-Neckar aktiv und hat bereits einige Auszeichnungen gewonnen. Wir haben mit Benedikt Krams, Geschäftsführer von Match Rider, gesprochen.

Herr Krams, was sind Ihrer Meinung nach die drängendsten Herausforderungen im öffentlichen Verkehrswesen?

Deutschland ist ungebrochen sehr autozentriert und daran wird sich eine Weile auch nichts ändern. Während im urbanen Raum Lösungen für die Mobilitätswende, wenn auch in unterschiedlichen Geschwindigkeiten, umgesetzt werden, ist der öffentliche Verkehr im ländlichen Raum doch oftmals unattraktiv. Dies führt zu einem hohen Anteil an PKW in den Haushalten dort und bedeutet, dass die Anstrengungen gerade im ländlich geprägten Raum intensiviert werden sollten, was in Teilen, bspw. durch die Reaktivierung von stillgelegten Bahnstrecken oder der Einführung von On-Demand-Verkehren auch schon der Fall ist. Dennoch passiert zu wenig. Vor allem für Baden-Württemberg sprechend wirken gesteckte Ziele vor dem Hintergrund knapper Ressourcen zu ambitioniert. Hier kommen Lösungen von Match Rider ins Spiel.

Was braucht es, um mehr Menschen zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen?

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Meiner Meinung nach muss daher zunächst ein attraktives Angebot geschaffen und die Nutzung konsequent beworben und belohnt werden, bevor die Nachfrage signifikant steigen kann. Die Menschen müssen positive Erfahrungen machen, was sich dann herumspricht und den Umstieg begünstigt. Ferner müssen verschiedene Lösungen im Sinne der Nutzererfahrung verzahnt und integriert sein. Damit meine ich die intermodale Beauskunftung von Verbindungen, genauso wie deren Buchung und Bezahlung – idealerweise aus einem Guss.

Wie sind Ihre Erfahrungen als Startup bzgl. externer Faktoren: Gibt es Hürden, die Ihnen als junges Unternehmen das Leben schwer machen oder umgekehrt Booster, die Sie voranbringen?

Innovative Ideen in Kooperation mit dem ÖV umzusetzen bedeutet, die Nadel im Heuhaufen zu finden: Es bedarf eines Entscheiders, der den Mut und die Einstellung hat, Neues kooperativ umzusetzen und andere auch davon zu überzeugen. Der auch unternehmerisch denkt. Wir haben vieler dieser Promotoren gefunden, haben es aber auch immer wieder mit Menschen zu tun, die resignieren oder sogar opponieren. Für die Umsetzung von Projekten mit dem ÖV gibt es selbst für kleinere Vorhaben so viele Stakeholder, dass ein Startup ohne guten Willen anderer im Prinzip keine Chance hat, Fuß zu fassen. Ein gutes Produkt allein reicht leider, wie in anderen Märkten, nicht aus.

Um aber positiv zu schließen: Es gibt Startup-Programme, Acceleratoren etc. im ÖV-Kontext, die bewusst den Schulterschluss mit Start-ups suchen. Dabei bedarf es gar nicht vieler Ressourcen. Ein Proof-of-Concept reicht oftmals schon aus, um einem Start-up die notwendige „Abschussrampe“ zu bieten.

Zum Abschluss: Was waren Ihre Erfahrungen bei der IT-TRANS und was würden Sie eventuell anderen Startups mitgeben?

Die IT-TRANS ist für uns DIE Konferenz und Fachmesse, um mit den Experten ins Gespräch zu kommen – auch international. In unserem Fall haben wir 2024 eine gänzlich neue Botschaft vermittelt und verprobt – mit weitaus positiveren Reaktionen, als ich gerechnet hatte. Denn bei den Experten sind die Herausforderungen bekannt und sie können im Rahmen einer Messe ehrliche Einschätzungen geben.

Grundsätzlich gilt: Messevor- und -nachbereitung ist das A und O. Hierauf sollte jeder Aussteller das Hauptaugenmerk legen. Und dann gilt für Startups der bekannte Spruch: „Machen ist wie wollen, nur krasser“. Startups in der Branche sollten nicht warten, bis sich XYZ eine Meinung gebildet hat. Eine erfolgreiche Umsetzung ist immer noch das beste Mittel, um sich, auch gegenüber potenziellen Investoren, Gehör zu verschaffen.